Rezension: Silk Sonic - An Evening with Silk Sonic

Als ein spezielles Hobby rezensieren zwei meiner Freunde regelmäßig unterschiedlichste Musikalben. In seltenen Fällen mache auch ich dabei schon mal mit. Das war auch bei dem Album An Evening with Silk Sonic der Fall. Und weil ich mich damit so intensiv befasst habe, gibt's meinen Text nun hier zu lesen.

Ich habe lange überlegt, wie ich das Album passend beschreiben kann. Irgendwann kam ich auf die folgende Idee.

Dieses Album ist wie ein Karton mit den allerleckersten Donuts, die man weit und breit kriegen kann. Aber es geht schon mit dem Donut-Karton selbst los: Das ist eine sehr hochwertige Schachtel, aus bestem Material gefertigt und in sehr edlem Design bedruckt. Motto: Qualität statt Quantität!

In der Schachtel befinden sich mehrere, unterschiedliche Donuts - also mit unterschiedlichem Zucker-, Karamell- oder Schokoladenguss, reichlich Zuckerstreusel und anderen, aufwändig von Hand präzise aufgebrachten Verzierungen. Die Donuts wurden offensichtlich nicht einfach irgendwie in den Karton gepackt, sondern sehr sorgfältig einzeln darin platziert, damit jeder einzelne Donut makellos bleibt. Dies alles wirkt äußerst edel.

Lecker Donuts

Wenn man die Schachtel dann öffnet, steigt einem sofort ein absolut unwiderstehlicher, sehr süßlicher Duft in die Nase. Man kann nicht anders, als gleich einen Donut herauszunehmen und ganz vorsichtig reinzubeißen. Um das angemessen zu genießen, darf man aber nicht einfach so reinbeißen! Nein, man muss den Mund weit aufmachen und die Zähne dann ganz, ganz, GAAANZ… langsam… in dem saftigen Donut versinken lassen….. Welch ein unfassbar saftiger, fluffiger, weicher Teig! Welch eine intensive Geschmacksexplosion im Gaumen! *tiefseufz* Völlig unerwartet stößt man dann sogar noch auf eine unglaublich cremige Füllung, irgendwas mit Vanille, Frischkäse, Sahne, Sekt… keine Ahnung, was da alles drin ist, aber der himmlische Geschmack ist einfach unbeschreiblich. Die Gedanken verlieren sich allmählich im Nichts und zurück bleibt nur tief empfundenes Glück.

Puuuuhhhhh…… *nochmaltiefseufz*

Am stärksten stellt sich der oben beschriebene Effekt für mich bei Smoking Out The Window ein. Wie geil ist dort bitte die Akkordfolge insbesondere im Refrain?! Man muss dem Herrgott auf den Knien dafür danken, dass er Anderson Paak und Bruno Mars zusammengeführt hat, denn das Album ist einfach fantastisch!

Bei mir war es aber tatsächlich so, dass es erst nach dem Anschauen einiger zu diesem Album gehörender Musikvideos so richtig Klick gemacht hat. Die Videos haben dafür gesorgt, dass ich das Album mit dem richtigen Ohr gehört habe. Sehr gelungen ist darin auch der gewisse Old School Look, denn musikalisch macht das Album zahlreiche Anleihen in der glorreichen Geschichte schwarzer Musik der letzten Jahrzehnte. Da hört man an vielen Stellen deutlich den typischen Motown-Sound durchklingen. Allerdings wirkt das trotzdem alles irgendwie wie eine leicht beschwingte Motown-Parodie, die aber von tiefer Verehrung für diese Musik getragen ist und diesen Sound mit einem Augenzwinkern in die heutige Zeit holt.

Bruno Mars und Anderson Paak arbeiten offensichtlich absolut auf Augenhöhe zusammen und liefern mit diesem Album ein uneingeschränkt perfektes Werk ab. Daher bewerte ich es mit 10 von 10 Punkten.

So, jetzt noch kurz ein paar Statements zu den einzelnen Tracks:

Das Intro stimmt uns ein auf einen (leider recht kurzen) Abend mit Silk Sonic (und Bootsy Collins) und deutet kurz an, wohin die Reise gehen wird.

Leave The Door Open ist der erste echte Track und er kommt mit einer gehörigen Portion Soul-Schmalz und Kitsch - und das ist ausgesprochen gut so. Oder um es noch deutlicher zu sagen: Das MUSS so sein!

Fly As Me pusht mit einem sehr groovigen, fetten Funk-Groove. James Brown hätte definitiv Spaß daran gehabt, bei dieser Nummer mitzumachen.

After Last Night ist ein äußerst schmachtiger Schmachtsong. Mehr Schmacht geht kaum.

Smoking Out The Window ist für mich einer der Top-Kracher auf diesem Album. Dazu hab ich ja oben schon ein bisschen geschrieben. Es gab seit meiner Geburt sicherlich nur sehr wenige Songs, die bei mir so lange auf Heavy Rotation waren - wobei das eigentlich für das ganze Album gilt.

Put On A Smile passt prima ins Album, hat für mich persönlich nur nicht so sehr ausgeprägte Highlights wie einige der anderen Tracks.

Bei 777 wurde mir klar, dass James Brown anscheinend noch gar nicht tot ist. Zumindest sein Geist war im Studio sehr präsent, als dieser Song aufgenommen wurde. Ein relativ hartes Funk-Brett - geilo!

Skate macht einfach sehr gute Laune und groovt sich irgendwie sommerlich ins Ohr. Top!

Blast Off bildet den perfekten Abschluss dieses Albums. Der Song begeistert mit sehr ausgeprägter Smoothness und fantastischen Harmonien, die den Hörer (zumindest innerlich) schweben lassen. Der kurze Gitarrenpart in der Songmitte startet dann die Raketenendstufe und schießt uns endgültig in Richtung Weltall. Dies wird gekrönt vom Finale, das uns durch immer weiter ansteigende Harmonien in einen stabilen Orbit bringt - wo uns der Herrgott Bootsy Collins persönlich noch kurz zum Abschied winkt und einen guten Flug wünscht.